Leben mit metastasiertem Gebärmutterhalskrebs

Seit ich die Diagnose metastasierter Gebärmutterhalskrebs – Palliativsituation, bekommen habe, ist mein Leben nicht mehr so wie es vorher war. Ich musste mich damit abfinden, dass auch mein Leben endlich ist, welch eine Ironie, denn schließlich ist jedes Leben endlich. Aber ich hatte das Ende meines Lebens noch nie so genau vor mir wie zu diesem Zeitpunkt.

Mittlerweile lebe ich seit 2018 mit der metastasierten Situation. Damals hätte ich das nicht für möglich gehalten, so sollte ich doch meine Sachen regeln, damit im Falle meines Todes mein Sohn abgesichert ist und meine Familie weiß, wie sie alles regeln soll.

Klar haben die letzten Jahre Spuren hinterlassen, die mein Leben zum Teil wirklich sehr einschränken, aber das Wichtigste ist doch, dass ich noch weiterleben darf, meinen Sohn aufwachsen sehen darf und ihn in seinem Erwachsensein begleiten darf.

In den letzten Jahren habe ich angefangen meiner Kreativität mehr Raum zu geben, da ich Polyneuropathie in den Fingern hatte und ich unbedingt etwas dagegen tun wollte, habe ich begonnen Makramee zu knüpfen. Und ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass ich einmal so filigrane Sachen wie Armbändchen oder Halsketten würde knüpfen können. Doch das habe ich geschafft, ich habe mir ein kleines Label aufgebaut, das ich „GLÜCKSELEMENTE“ genannt habe. Dadurch tue ich mir etwas Gutes und ich kann damit auch noch ein wenig Geld zur Rente dazuverdienen. Schau gerne einmal rein:

Ich habe meine Liebe zum Reisen entdeckt, war sogar mit dem Camper von Heldencamper unterwegs in Österreich und in Deutschland. Und das alles ganz alleine, bzw. mit Merlin. Ich traue mir mehr zu, bin stolz auf mich, dass ich merke was mir gut tut und was nicht. Die nächste Reise steht auch bald an, darauf habe ich lange gespart und das wird einfach genial. Es geht für mich nach Indien. INDIEN. Ich kann es noch gar nicht glauben… Bis dahin genieße ich die Vorfreude in vollen Zügen. Ich werde nach dem Urlaub auf jedenfall einen kleinen oder auch großen Reisebericht schreiben, denn ich finde es wichtig zu zeigen, dass ich trotz meiner Erkrankung noch Spaß am Leben habe.

Mittlerweile engagiere ich mich auch sehr für die HPV-Aufklärung, denn ich weiß wie wichtig es ist, ein mündiger Patient zu sein und zu wissen um was es geht. Das war bei mir zu Beginn der Erkrankung auf gar keinen Fall so. Es ist gut zu wissen, dass sich auch hier etwas tut um Eltern und besonders die Kinder aufklären zu können.

Ich habe mich von meinem Traum, dem Kinderwunsch, verabschiedet. Ich versuche es zu akzeptieren, das klappt mal mehr und mal weniger, denn ich wollte nichts lieber als noch ein Kind, um das ich mich kümmern darf und das mein Leben bereichert. Doch dafür durfte Merlin, mein Pudel, bei mir einziehen. Er hält mich auf Trab, ist für mich da, wenn es mir schlecht geht und hört mir zu, wenn ich einfach mal alles loswerden will, was in meinem Kopf so durcheinanderfliegt. Und wenn ich Kinder um mich haben möchte, dann gehe ich zu meiner Schwester oder leihe mir einfach eine Nichte oder einen Neffen aus. Denn Liebe habe ich genug zu geben.

Durch die Metastase im Beckenknochen habe ich chronische Schmerzen, die mich im Alltag doch sehr einschränken. Dadurch musste ich auch meinen Trainerposten im Fußball aufgeben, denn das hätte ich körperlich einfach nicht mehr schaffen können. Dafür ist der Anspruch an mich auch zu groß. Damit die Schmerzen aber erträglich bleiben nehme ich täglich Schmerzmittel und ich versuche so oft es geht mit Merlin laufen zu gehen, damit durch die Bewegung die Schmerzen erträglicher bleiben.

Früher war ich beim Step-Aerobic oder auch beim Zumba, all das geht jetzt leider nicht mehr, aber dafür habe ich Yoga für mich entdeckt und gemerkt, dass es auch etwas Schönes hat. Und wenn ich einmal laut Musik hören will und tanzen möchte, dann mache ich das Zuhause, besonders dann wenn ich gaaaanz schlecht drauf bin, denn dann wird meine Laune auf jedenfall besser.

Ihr seht, dass durch die Krebserkrankung mein Leben eine andere Wendung genommen hat, ich bin zudem in eine Depression gerutscht, die mal mehr und mal weniger stark ist, aber ich habe Hilfe, um diese Zeiten auch gut überstehen zu können.

Und trotz aller Einschränkungen und unerfüllter Wünsche bin ich unendlich dankbar, dass ich weiterhin auf dieser Welt sein darf, denn das ist nicht selbstverständlich und das weiß ich mittlerweile sehr zu schätzen.

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