2020: das Jahr meiner Verlobung aber auch das Jahr meiner Diagnose Gebärmutterhalskrebs.
Meine Ärztin empfing mich, am 05. Oktober mit der Frage, wie denn mein Kinderwunsch aussähe. Meine Antwort: „Was im Rahmen dessen, was sie mir jetzt sagen, noch möglich ist..“, ich ahnte es.
Sie haben Krebs. Wir müssen voraussichtlich die gesamte Gebärmutter entfernen.
Alles Weitere bekam ich gar nicht mehr mit. Ich dachte so etwas gibt es nur im Film aber tatsächlich fing meine Umgebung an sich zu drehen, Geräusche wurden dumpf und ich versuchte der Erklärung meiner Ärztin zu folgen – es gelang mir jedoch nicht mehr.
Dann ging alles recht schnell. CT, MRT usw. Rund eine Woche wartete ich auf den Anruf, der mich von meiner Panik erlöste: Er war lokal geblieben! Wenige Tage später folgte die anschließende 10-Std. radikale Hysterektomie.
Ich litt anschließend an Nebenwirkungen und einigen Komplikationen. Doch in diesem Moment spielte das alles absolut gar keine Rolle für mich, denn drei tolle Dinge waren geschehen: der Tumor konnte komplett entfernt werden, die Lymphknoten waren frei und das Wichtigste, ich darf leben! Diese Tatsache veränderte mich ab sofort um 180 grad.
Das alles liegt nun 2 Jahre zurück. Eine Zeit, in der ich mich gesund fühle, mich jedoch noch nicht so bezeichnen darf. Das kann ich, wenn ich 5 Jahre ohne Rückfall überstehe und Stand jetzt sage ich – das werde ich auch!
Wie ich das so leicht behaupten kann? Absolut nicht „leicht“. Ich hatte Todesängste, Panikattacken, das volle Programm über die ersten 1,5 Jahre. Das waren Empfindungen, die ich niemals für möglich gehalten hätte.
Aber im Laufe der Zeit konnte ich meine Ängste besser kontrollieren und mit ihnen leben lernen. Ausprobiert habe ich vieles: Meditation, Yoga, habe Podcast gehört und mir sofort psychoonkologische Hilfe gesucht. Seither bin ich in Therapie, was mir persönlich sehr weiterhilft. Ich stand in Kontakt mit einer Krebsberatungsstelle und habe mir zusätzlich Ansprache bei Gleichgesinnten gesucht, da ich schnell merkte, dass einen so richtig nie jemand versteht, der Krebs nie erlebt hat.
Schlussendlich gab es für mich keine andere Wahl als alles zu akzeptieren wie es ist. Auch wenn ich den Sinn meiner Erkrankung nicht verstehe, habe ich gelernt wie wichtig es ist, es anzunehmen, zu akzeptieren, dass es zu mir gehört und dass mein Leben nun anders ist. Nicht schlechter, auch wenn die Ängste mir öfters mal wieder auf die Schulter tippen aber eben anders.
Denn natürlich holt alles mich immer mal wieder ein, egal wie tief ich in meinen Alltag vertieft bin. Aber die Intensität wird im Laufe der Zeit schwächer und die Abstände werden größer. Ich werde nie wieder die Alte sein. Aber das ist okay! Denn durch das Erlebte stelle ich meine Gesundheit an eine verdammt hohe Stelle und schütze mich vor mentalem Stress so gut es möglich ist und ich habe kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich mal nicht so funktioniere, wie andere es erwarten oder gerne hätten.
Text und Fotos: Saskia Irina Thierfelder